Bericht über das Event Inklusion & KiBiz vom 13.03.2014

tn_IMG_7391 Auf dem Rücken der anderen

FDP kritisiert das Kinderbildungsgesetz, Erzieherinnen seien heute schon überfordert. Auch die Abschaffung des Sprachfördersystems Delfin 4 wurde diskutiert. Erzieher/innen fordern mehr Klarheit darüber, wie sie sich wehren können.

„Die groß angelegte KiBiz-Reform ist zusammengeschrumpft zu einer Mischung aus zu wenig Qualität und zu viel Belastung der Erzieherinnen“, behauptet Marcel Hafke. Der familienpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion stellte auf Einladung der Rheinberger FDP im Landgasthaus Hoppmann in Alpsray die liberalen Kritikpunkte an der Reform des Kinderbildungsgesetzes vor.

Unter den Zuhörern waren viele Erzieherinnen, die aus ihrer Meinung zum Kinderbildungsgesetz (KiBiz) keinen Hehl machten. Vor allem als Hafke das Sprachfördersystem Delfin 4 vom Ansatz her lobte, gab es Gelächter. „Weil man uns nicht zutraut, sprachliche Defizite zu erkennen, hat man dieses Kontrollsystem oben drauf gesattelt“, lautete eine Meinung. Dass Delfin 4 bald Geschichte ist – das Projekt läuft Mitte 2016 aus – dürfte es für die Mitarbeiter/innen der Kinderbetreuungseinrichtungen aber nicht leichter machen, denn gleichzeitig werden die Mittel zur Sprachförderung um 2,5 Millionen Euro im Jahr gekürzt. Es ist vorgesehen, dass die Sprachförderung künftig von den Erzieher/innen grundsätzlich im Alltag geleistet werden soll, so Hafke.

Auch beim Thema Inklusion steht eine Belastung ins Haus. Dadurch, dass der Landesverband Rheinland (LVR) seine freiwilligen Leistungen an integrative Kindergärten kürzen wolle, können Therapeuten und Logopäden künftig nicht mehr von den Einrichtungen finanziert werden. Die Befürchtung: Eltern müssen mit ihren Kindern in die Praxen, das Budget der Logopäden erlaube jedoch kaum mehr als eine Behandlung.

„Ein Kind mit Down Syndrom muss heute schon um jedes Medikament betteln“, berichtet eine anwesende Logopädin. Der Rheinberger Liberale Hans-Peter Götzen formuliert es noch drastischer: „Ehe ein Kind seine dritte Therapie bekommt, hat es seinen Schulabschluss.“

Inklusion ist nach Ansicht der meisten Anwesenden wünschenswert, wird allerdings in Gruppen mit 20 Kindern und ohne entsprechende therapeutische Unterstützung auf dem Rücken der Erzieher/innen ausgetragen. „Soziale und emotionale Auffälligkeiten treffen uns heute schon immer mehr“, bemängelt eine Erzieherin. Ihre Kollegin wirft einen zynischen Blick voraus: „Wir können bald an Fortbildungskursen zum Thema Inklusionsopfer teilnehmen.“ Sie alle wollen von den Politikern wissen, was sie gegen die Missstände unternehmen können. „Machen sie sich bemerkbar. Schreiben sie all das auf und schicken Briefe an den Landtag und zwar an alle fünf Fraktionen“, rät Marcel Hafke. Wie überzeugt die FDP von der falschen Marschrichtung der Landesregierung in Sachen KiBiz ist, macht ein Vorschlag von Rheinbergs Parteivorsitzenden Rainer Mull deutlich: „Wenden sie sich ruhig an unsere Landtagsabgeordneten Marie Luise Fasse und René Schneider. Die werden die Sache zwar positiver darstellen, können die Fakten aber nicht vom Tisch wischen.“

Erwin Kohl

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